Prof. Dr. Ellen Bareis
Warum wir uns auch beim New (Non-)European Bauhaus mit sozialer Ausschließung befassen müssen. Die Perspektive »from below«.
Wir befinden uns auf der hohen See des Anthropozäns. Große Herausforderungen warten auf die Menschheit und das planetare Leben. Wer klug und nachhaltig wirtschaften und Lebensformen weiter entwickeln will, wird das Gleichnis von Otto Neurath verstehen: »Wie Schiffer sind wir, die mit begrenzten Ressourcen und Mitteln das Schiff bei voller Fahrt umbauen müssen.« Technologische Zivilisation stößt auf Grenzen des Wachstums, Gestaltungswille prallt auf Erderwärmung, Spekulatives Design trifft auf Naturgesetze. Und Kulturvertreter:innen lernen, dass sich die Welt nicht beliebig dem menschlichen Mutwillen fügt.
Zeit ist’s für einen Kurswechsel: Darum hat die EU-Kommission 2021 das ambitionierte Kulturprogramm »The New European Bauhaus« initiiert. Diese neue Kulturbewegung beruht auf dem konzeptionellen Dreiklang von Ästhetik – Nachhaltigkeit – Inklusion. Eingebettet ist das Kulturprogramm in die wirtschaftspolitische Leitlinie der EU, den »Green Deal«.
Wir fragen uns im Rahmen der Tagung »Die Welt der Gestaltung als Wille und Vorstellung«, welche Entwicklungspotenziale die »New European Bauhaus«-Bewegung insbesondere für Design, Architektur und die Lehre an künstlerischen Hochschulen mobilisiert und wie wir die Potenziale in die soziale Realität »übersetzen«:
Sind wir schon auf dem richtigen Weg in eine nachhaltigere und inklusivere Zukunft oder müssen wir uns die kulturellen Grundlagen Europas näher angucken? Was bewirkt weiterhin Exklusion, welche Lebensformen sind nicht nachhaltig und werden auch nicht im bisherigen Kulturprogramm bedacht? Und zu guter Letzt: »Wie wollen und sollten wir in Zukunft leben, arbeiten, lieben?« Gibt es Lebensstandards, die für alle EU-Bürger:innen gelten sollten? Ist hier tatsächlich ein neues »Ethos für Europa« im Entstehen begriffen? Und wenn es sich um einen substantiellen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung auf Europas Territorium handelt – warum dann bloß im Rahmen der EU? Wieso nicht gleich ein »Non-European Bauhaus« entwickeln, das den universellen Ansprüchen und dem Geist der EU-Grundrechtscharta stärker verpflichtet ist?
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme an unserer Tagung an der HBKsaar am 28. und 29.10.2021!
— Prof. Dr. phil. Christian Bauer
Wir sind im Zeitalter des Menschen. Das bedeutet, dass wir einen großen Einfluss auf unsere Welt haben. Deswegen haben wir eine große Verantwortung für die Zukunft unserer Erde.
Wir gestalten unsere zukünftige Welt. Wir gestalten unter anderem durch neue Technologien, Produkte und Städtebau. Dabei stoßen wir immer wieder auf Probleme. Probleme wie Erderwärmung, Grenzen des Wachstums oder Naturgesetze. Wir versuchen immer wieder auf diese Probleme zu reagieren. Das funktioniert nicht immer gut. Wir können die Welt nicht einfach so verändern, wie wir möchten.
Was der Wissenschaftler Otto Neurath sagt, ist ein guter Vergleich zu unserer Situation: Wir sind wie Schiffer:innen. Wir bauen unser Schiff bei voller Fahrt immer wieder um. Das Umbauen ist ein Vergleich für unsere Reaktion auf die Probleme. Für den Umbau haben wir nur wenig Werkzeug und Material. So funktioniert das nicht gut. Wie Schiffer:innen müssen wir den Kurs wechseln. Das bedeutet, dass wir umdenken müssen. Wir müssen ganz anders auf die Probleme reagieren. Dafür muss sich etwas ändern.
Die EU-Kommission will auch etwas ändern. Das ist die »Regierung« der EU. Deswegen hat sie 2021 das »Neue Europäische Bauhaus« gestartet. Das ist ein umweltbewusstes, wirtschaftliches und kulturelles Projekt. Dem »Neuen Europäischen Bauhaus« sind Nachhaltigkeit, Inklusion und Ästhetik besonders wichtig.
Das alles ist Teil des »Europäischen Grünen Deals« der EU. Da geht es darum, dass Europa 2050 der erste klimaneutrale Kontinent sein soll. Der »Europäische Grüne Deal« will ein besseres und gesünderes Leben ermöglichen. Für uns und für alle kommenden Menschen.
Wir fragen uns auf der Tagung »Die Welt der Gestaltung als Wille und Vorstellung«, welche Entwicklungsmöglichkeiten »Das Neue Europäische Bauhaus« hat. Was können wir jetzt umsetzen und verändern? Dabei geht es besonders um Design, Architektur und Lehre an Kunsthochschulen.
Sind wir auf dem richtigen Weg? Was müssen wir ändern, um Ausgrenzung zu verhindern? Wir möchten nachhaltig leben. Übersehen wir dabei etwas? Übersieht das »Europäische Bauhaus« etwas? Wie sollen wir in der Zukunft leben, arbeiten und lieben? Brauchen wir Regeln, nach denen alle EU-Bürger:innen gleich leben dürfen? Entsteht ein neues Bewusstsein in Europa? Brauchen wir ein »Nicht-Europäisches Bauhaus«, nach dem auch Menschen außerhalb der EU leben können? Das alles sind Fragen, die wir uns auf der Tagung stellen.
— Prof. Dr. phil. Christian Bauer
Wortverzeichnis
Technologie: Damit kann man neue Techniken und neue Dinge entwickeln. Damit werden zum Beispiel neue Produkte hergestellt.
Erderwärmung: Dass bedeutet, dass sich die Temperatur überall auf der Erde erhöht.
Naturgesetze: Vorgänge in der Natur, die sich immer wiederholen. Naturgesetze lassen sich vom Menschen nicht beeinflussen.
Kurs: Der Kurs gibt an, in welche Richtung ein Schiff unterwegs ist.
EU: Die Abkürzung für »Europäische Union«. Sie ist ein Zusammenschluss von europäischen Ländern. Jedes Land in Europa darf Mitglied werden. Im Moment hat die Europäische Union 27 Mitgliedsländer. Der Kontinent Europa hat 47 Ländern.
Umweltbewusst: Die Umwelt bezeichnet alles um uns herum. Zum Beispiel Pflanzen und Tiere, das Wasser und die Luft. Umweltbewusste Menschen wissen, dass sie die Umwelt gefährden und schädigen können.
Wirtschaftlich: Alle Bereiche, in denen etwas hergestellt wird oder Menschen eine Dienstleistung anbieten, ist Wirtschaft. Die Wirtschaft eines Landes sorgt dafür, dass Menschen die Produkte und Dienstleistungen erhalten, die sie brauchen. Wirtschaftlich ist etwas, wenn es dazu beiträgt.
Kulturell: Kultur ist die Gestaltung des Zusammenlebens zwischen Menschen. Kulturell ist etwas, wenn es dazu beiträgt.
Inklusion: Dadurch können alle Menschen gleich leben und die gleichen Rechte haben.
Ästhetik: Ein anderes Wort für »Schönheit«. Oder eine Wissenschaft. Diese überlegt sich, was und warum es Mensch schön finden.
Klimaneutral: Das Klima ist das Wetter über einen langen Zeitraum. Klimaneutral bedeutet, dass man das Klima nicht positiv und nicht negativ beeinflusst.
Tagung: Ein Treffen, von mehreren Wissenschaftler:innen und Personen, die sich gut auskennen. Dabei wird über offene Fragen gesprochen. Man möchte dadurch zu Lösungen kommen.
Warum wir uns auch beim New (Non-)European Bauhaus mit sozialer Ausschließung befassen müssen. Die Perspektive »from below«.
New Non-European Bauhaus
Geschlossene Gesellschaft.
Design als Türsteher:in zur Welt.
Nachhaltigkeit – das Motivationsproblem
Von »any-body« zu »some-body«: Genderzuschreibungen und -inszenierungen durch Design und neue fluide Identitäten
Gendergerechtigkeit und Diversität in den Inhalten der Designlehre – Vorstellung eines Pilotprojekts
Gegen-Design. Design zwischen Ideologie und Emanzipation
Projekt Erde und die Stellung der
Architektur darinDas andere Wir: eine neue Mensch-Maschine-Kultur?
Moralischer Konsum – Design als Ersatzhandlung
Das Wir im Ich – Anregungen für eine relationale Konzeption ästhetischen Subjektseins
Utopien sind nichts für Weicheier. Die Verheißung Künstlicher Intelligenz in der Bildung
DE-SIGN – Vom Geschichtsdenken und Sprachdenken zum Selbstdenken als Paradigma einer kulturellen Magna Charta Europas
DO 28.10. | 9:00 | Begrüßung durch den Rektor der HBKsaar und | Grußwort der Ministerin für Bildung und Kultur
DO 28.10. | 9:30– 12:30 |
Panel 1 » |
DO 28.10. | 9:30– 10:00 |
Dieter Birnbacher »Nachhaltigkeit – das Motivationsproblem« |
DO 28.10. | 10:00– 10:15 |
Diskussion |
DO 28.10. | 10:15– 10:45 |
Stefan Selke »Utopien sind nichts für Weicheier. Die Verheißung Künstlicher Intelligenz in der Bildung« |
DO 28.10. | 10:45– 11:00 |
Diskussion |
— Pause — | ||
DO 28.10. | 11:30– 12:00 |
Jörg Gleiter »Projekt Erde und die Stellung der Architektur darin« |
DO 28.10. | 12:00– 12:30 |
Diskussion |
— Mittagspause — | ||
DO 28.10. | 14:00– 15:30 |
Panel 2 » |
DO 28.10. | 14:00– 14:30 |
Daniel Martin Feige »Gegen-Design. Anmerkungen zum Verhältnis von Ethik und Ästhetik im Design« |
DO 28.10. | 14:30– 14:45 |
Diskussion |
DO 28.10. | 14:45– 15:15 |
Judith-Frederike Popp »Das Wir im Ich – Anregungen für eine relationale Konzeption ästhetischen Subjektseins« |
DO 28.10. | 15:15– 15:30 |
Diskussion |
— Kaffeepause — | ||
DO 28.10. | 16:00– 18:30 |
Panel 3 » |
DO 28.10. | 16:00– 16:30 |
Julia-Constance Dissel »Gendergerechtigkeit & Diversität in den Inhalten der Designlehre – Vorstellung eines Pilotprojekts« |
DO 28.10. | 16:30– 16:45 |
Diskussion |
DO 28.10. | 16:45– 17:15 |
Uta Brandes »Von ›any-body‹ zu ›some-body‹: Genderzuschreibungen und -inszenierungen durch Design und neue fluide Identitäten« |
DO 28.10. | 17:15– 18:00 |
Abschlussdiskussion |
FR 29.10. | 9:30– 12:30 |
Panel 4 » |
FR 29.10. | 9:30– 10:00 |
Eveline Goodman-Thau »DE-SIGN – Vom Geschichtsdenken und Sprachdenken zum Selbstdenken als Paradigma einer kulturellen Magna Charta Europas.« |
FR 29.10. | 10:00– 10:15 |
Diskussion |
FR 29.10. | 10:15– 10:45 |
Ruedi Baur »The New Non-European Bauhaus« |
FR 29.10. | 10:45– 11:00 |
Diskussion |
— Pause — | ||
FR 29.10. | 11:30– 12:00 |
Ellen Bareis »Warum wir uns auch beim ›New (Non-)European Bauhaus‹ mit sozialer Ausschließung befassen müssen. Die Perspektive ›from below‹.« |
FR 29.10. | 12:00– 12:30 |
Diskussion |
— Mittagspause — | ||
FR 29.10. | 14:00– 18:30 |
Panel 5 » |
FR 29.10. | 14:00– 14:30 |
Andreas Muxel »Das andere Wir: eine neue Mensch-Maschine-Kultur?« |
FR 29.10. | 14:30– 14:45 |
Diskussion |
FR 29.10. | 14:45– 15:15 |
Philipp Oswalt »Moralischer Konsum – Design als Ersatzhandlung« |
FR 29.10. | 15:15 15:30 |
Diskussion |
— Pause — | ||
FR 29.10. | 16:00– 16:30 |
Tom Bieling »Geschlossene Gesellschaft. Design als Türsteher:in zur Welt« |
FR 29.10. | 16:30– 16:45 |
Diskussion |
FR 29.10. | 16:45– 17:30 |
Schlussdiskussion |