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Eine Arche Noah als verwunschene Sphäre

DE-SIGN – Vom Geschichtsdenken und Sprachdenken zum Selbstdenken als Paradigma einer kulturellen Magna Charta Europas



Europa ist an einem Schnittpunkt angekommen, an dem die Frage nach der Zukunft der Europäischen Gemeinschaft eine akute Aktualität gewinnt. Zunehmend können wir in vielen Ländern des Kontinents einen Ruck nach rechts beobachten. Die Hoffnung, die verschiedenen Nationalstaaten auf wirtschaftlicher Basis in eine EU einzubinden, hat sich leider als unzureichend bewiesen.

Max Weber hat die kulturelle Moderne dadurch charakterisiert, dass die in religiösen und metaphysischen Weltbildern ausgedruckte Vernunft in drei Bereiche auseinanderfällt, die von nun an durch formale Argumentation zusammengehalten werden, aus dem Gesichtspunkt der Wahrheit der normativen Richtigkeit und der Authentizität oder Schönheit.

In der Neuzeit entsteht eine Spaltung der menschlichen Wertsphären: Wissenschaft, Moral und Kunst. Jede Sphäre wird den jeweiligen Wissenschaften zugeordnet, und man überlässt ihnen die damit verbundenen Fragestellungen. Kulturelle Überlieferungen geraten in die Hände von Spezialisten, die jeweils in ihrem eigenen Bereich einen abstrakten und absoluten Geltungsanspruch erheben und so eine Eigengesetzlichkeit bezüglich ihres Spezialgebietes entwickeln.

Die Philosophen der Aufklärung versuchten den Abstand zwischen Theorie und Praxis zu überbrücken. Die Wissenschaften sollten objektivierend wirken, Moral und Recht sollten eine universelle Grundlage des menschlichen Zusammenlebens bilden und die Kunst sollte schöpferisch wirken. Hieraus sollte dann ein gemeinsames Ethos entstehen. Leider wurde diese Hoffnung bis zum heutigen Tag nicht erfüllt: Europa braucht eine neue kulturelle Magna Charta. Der Beitrag De-Sign wird die Grundlagen dazu skizzieren.



Eveline Goodman-Thau, geb. in Wien, 1938 Flucht nach Holland, überlebte im Versteck, seit 1956 in Jerusalem, ist Professorin für Jüdische Religions- und Geistesgeschichte. Gründerin und Direktorin der Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst in Buchen/Odw.; Gastprofessuren u.a. in Heidelberg, Franz Rosenzweig Gastprofessorin Kassel, Bern, Karl Jaspers Professorin Oldenburg, Gründungsgastprofessorin Jüdische Studien Halle, Jerusalem, Wien, Harvard, Osnabrück, Hermann Cohen Gastprofessorin Lüneburg.

Ausgewählte Publikationen
Zeitbruch. Zur messianischen Grunderfahrung in der jüdischen Tradition, Akademie Verlag, Berlin, 1995; Jüdisches Denken in der europäischen Geistesgeschichte. 3 Bd. Akademie Verlag, Berlin, 1994/95/96; Kabbala und Romantik, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1994; Kabbala und die Literatur der Romantik, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1999; Zeit und Welt, Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg, 2002; Fremd in der Welt, Zu Hause bei Gott, LIT Verlag, Münster, 2002; Eine Rabbinerin in Wien, Betrachtungen, Czernin Verlag, Wien, 2003; Aufstand der Wasser. Jüdische Hermeneutik zwischen Tradition und Moderne, Philo Verlag, Berlin/Wien, 2002; Erbe und Erneuerung. Kulturphilosophie aus den Quellen des Judentums, Picus Verlag, Wien, 2004; Das Jüdische Erbe Europas. Krise der Kultur im Spannungsfeld von Tradition, Geschichte und Identität, Philo Verlag, Berlin/Wien, 2005; Liebe und Erlösung, LIT Verlag, Wien, 2006; Das Eigene Erinnern. Gedenkkultur zwischen Realität und Normalität, Passagen Verlag, Wien, 2007; Arche der Unschuld. Vernunftskritik nach Ausschwitz, LIT Verlag, Berlin, 2008; Zwischen Formation und Transformation. Die Religionen Europas auf dem Weg des Friedens, Universitätsverlag Osnabrück, 2011; Memory and Morality after Auschwitz,Verlag T. Bautz, Nordhausen, 2017, Vom Archiv zur Arche. Geschichte als Zeugnis, Verlag Edition AV, Bodenburg, 2018; Nationalismus und Religion. Hermann Cohen zum 100. Todestag, Universitätsverlag Heidelberg, 2019

Ehrungen und Auszeichnungen
2004 Ehrenmedaille der Stadt Buchen (Odw), Deutschland
2004 Ehrenmedaille der Stadt Wien, Österreich
2009 Doctorate Honoris Causa of the Babes Bolyai Univerity in Cluj (Romania)
2019 Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland

Eveline Goodman-Thau, Prof. Dr. Dr. h.c. phil. habil, born in Vienna 1938, flight to Holland, survived in hiding, since 1956 in Jerusalem, Professor for Jewish Philosophy. Founder and director of the Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Science and Art in Buchen/Odw.; Guest professor among others in Franz Rosenzweig Professor Kassel, Bern, Karl Jaspers Professor Oldenburg, Founding Guest Professor for Jewish Studies Halle, Jerusalem, Wien, Harvard, Osnabrück, Berlin and Hermann Cohen Professor Lüneburg.

Main Publications
Zeitbruch. Zur messianischen Grunderfahrung in der jüdischen Tradition, Akademie Verlag, Berlin, 1995; Jüdisches Denken in der europäischen Geistesgeschichte. 3 Bd. Akademie Verlag, Berlin, 1994/95/96; Kabbala und Romantik, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1994; Kabbala und die Literatur der Romantik, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1999; Zeit und Welt, Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg, 2002; Fremd in der Welt, Zu Hause bei Gott, LIT Verlag, Münster, 2002; Eine Rabbinerin in Wien, Betrachtungen, Czernin Verlag, Wien, 2003; Aufstand der Wasser. Jüdische Hermeneutik zwischen Tradition und Moderne, Philo Verlag, Berlin/Wien, 2002; Erbe und Erneuerung. Kulturphilosophie aus den Quellen des Judentums, Picus Verlag, Wien, 2004; Das Jüdische Erbe Europas. Krise der Kultur im Spannungsfeld von Tradition, Geschichte und Identität, Philo Verlag, Berlin/Wien, 2005; Liebe und Erlösung, LIT Verlag, Wien, 2006; Arche der Unschuld. Vernunftskritik nach Ausschwitz, LIT Verlag, Berlin, 2008; Zwischen Formation und Transformation. Die Religionen Europas auf dem Weg des Friedens, Universitätsverlag Osnabrück, 2011; Memory and Morality after Auschwitz,Verlag T. Bautz, Nordhausen, 2017; Vom Archiv zur Arche. Geschichte als Zeugnis, Verlag Edition AV, Bodenburg, 2018; Nationalismus und Religion. Hermann Cohen zum 100. Todestag, Universitätsverlag Heidelberg, 2019

Academic Awards and Distinctions 2004 Medal of honour of the City of Buchen, (Odw) Germany
2004 Medal of honour of the City of Vienna, Austria
2009 Doctorate Honoris Causa of the Babes Bolyai Univerity in Cluj (Romania)
2019 Highest Order of Merit of the Federal Republic of Germany